Konzert Sebastian Böhlen und Band spielen in der Kulturscheune Lütetsburg. Jazz der besonderen Art verzückt das Publikum im nahezu ausverkauften Haus.

Diese Band spielt nicht einfach Musik. Hier werden Töne geboren, sie wachsen, entwickeln sich, manchmal treffen sie auf andere im Raum, gemeinsam verwirbeln sie. Dringen beim Zuhörer ein, breiten sich aus in jede Faser. Sie kommen wie in Seifenblasen, die lautlos zerplatzen und ihren Inhalt unsichtbar verbreiten. Wer es nicht miterlebt hat, kann sie nicht verstehen, diese Art zu musizieren: Was Sebastian Böhlen und seine Band am Sonnabend in der Kulturscheune in Lütetsburg präsentiert haben, ist wohl das, was man gemeinhin als „Spitzenklasse“ bezeichnet.

Aber an diesem Abend hat nie jemand das Gefühl, dass solche Bezeichnungen hier in irgendeiner Form eine Rolle spielen sollten. Böhlen kommt aus Montreux, wo er gerade als Spitzenjazzmusiker ausgezeichnet worden ist. Na und? Er ist mit Volker Engelberth (Piano), Bernhard Meyer (Bass) und Janis Görlich (Schlagzeug) gekommen, um das Publikum in seine Klangwelt mitzunehmen. Da braucht es 45 Minuten lang erstmal überhaupt kein gesprochenes Wort. Verschwendete Zeit!

Kurz vor der Pause redet Böhlen dann doch mal, stellt seine Bandmitglieder vor, aber sobald er von Musik spricht, nuschelt er schon dermaßen, dass allenfalls die zweite Reihe noch versteht, wovon er spricht. Es kommen nür noch Fetzen an. Ab und zu mal ein Titel oder ein Komponist - Charlie Parker zum Beispiel. Und Böhlen witzelt gern, das kennt man von ihm. Aber überhaupt ist es völlig egal, was er erzählt, ihm scheint es selbst nicht wichtig. Er spricht mit seinen Kollegen schlicht durch seine Musik. Aber wie!

Vom "stehen für jeden.Notenständer, ja es liegen auch Noten drauf. Ob irgendjemand wirklich draufsieht? Sie können allenfalls Gedächtnisstütze sein. Meist hat man das Gefühl, das Quartett da ober) ist völlig in seine Musik versunken, Böhlen hat die Augen geschlossen, sein Kopf wippt rhythmisch auf und ab, mal drückt er die Gitarre nach vorn, um Tönen einen Schubs zu geben, mal zieht er das Instrument an sich, als wolle er die Melodiefolge bremsen, noch ein bisschen bei sich behalten, um sie dann ganz sanft hinauszuschicken ins Publikum.

Die andern sind nicht minder in Ekstase. Janis Görlich gleicht einer Marionette, die Sticks geben, scheint’s vor, wann er wie was zu bedienen hat. Niemals schlägt Görlich wild drauflos, alles ergibt vielmehr eine so perfekte Einheit, dass man im Zuhörerraum nur noch staunen kann. Alle da vorn sind in ihre Musik versunken - gemeinsam. Blindes Verständnis. Sagenhaft.

Es beginnt leise, sanft, zurückhaltend, als entschuldigten sich die vier, dass sie hier „lärmen“. Ihre Stücke sind leicht, unaufdringlich, perlen wie frischer Weißwein passend zum endlich mal sommerlichen Abend.

Erst im Laufe der folgenden Stunden wird die Musik fordernder, intensiver - aber nie wirklich laut, nie erdrückend. Jeder gibt jedem Raum, jedes Solo wird vom Publikum begeistert beklatscht. Es ist längst gefangen von diesem Jazzgefühl, auch in den Reihen sieht man Füße und Köpfe schwingen.

Im weiteren Verlauf des Abends wird’s gern mal wieder leise, meditativ beinahe. Da ist dieser Klangteppich," der kontinuierlich bestehen bleibt, es ist, als webten ihn die vier da vorn auf der Bühne beständig weiter mit neuen Tönen und Tonreihen, mit neuem Sound. Mal ganz seicht und sanft, dann plötzlich mit harten Anschlägen Engelberths vom Klavier. Seine Finger rasen über die harten Anschläge dazwischen sind wie grelle Farbtupfer, die das Ganze noch mal pushen.

Überhaupt: Sie pushen sich ständig gegenseitig, und im Zuhörerraum spürt man immer wieder dieses ungläubige Staunen ob der Perfektion dieses Quartetts, das von der eigenen Musik völlig durchdrungen zu sein scheint und das kontinuierlich ans Publikum weitergibt.

Die vier spielen einfach - und manchmal hat man den Eindruck, sie sind selbst überrascht, wie begeistert davon die Zuhörer sind. Es ist Jazzmusik der ganz besonderen Art, die Böhlen und Co. an diesem Abend präsentieren. Darunter etliche Stücke aus der Feder Böhlens - Musik für alle, die im Jazz baden möchten. Was die Gruppe außer Böhlen und Charlie Parker spielten? War eher nicht zu verstehen, aber eben sowieso total egal. War’s doch schlicht genial.

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