Gezeitenkonzerte in der Lütetsburger Kulturscheune. Kaum ein Ambiente hätte sich für diesen Abend besser geeignet.

Kurze Hemdsärmel, Jeans - das Publikum jung oder jung geblieben und schon vor Konzertbeginn am Donnerstag gut aufgelegt. Die Musiker: hochgekrempelte Hemdsärmel, Jeans, Turnschuhe und ebenfalls gut aufgelegt. Der Rahmen: die gepflegte Rustikalität der Kulturscheune von Schloss Lütetsburg bei Norden. Das Emil Brandq- vist Trio mit Emil Brandq- vist (Schlagzeug), Tuomas Turunen (Klavier) und Max Thornberg (Kontrabass) war der Einladung der Gezeitenkonzerte an einen, wie Emil Brandqvist meinte, „wunderbaren Ort“ gefolgt. Und wirklich hätte sich kaum ein Ambiente besser für diesen Abend geeignet als die imposante Schlossanlage mit ihren Alleen und dem alten Baumbestand. Ein besonde- res Flair für einen besonderen Jazz - mit herkömmlichen Spielarten dieser Sparte ist die Musik des Trios nicht zu vergleichen. Zwar bietet jedes der zumeist von Emil Brandqvist komponierten Stücke freie Mittelteile mit vertrauten Soli für jedes Instrument, doch Beginn und Schluss folgen ihren eigenen Wegen. Er selbst bezeichnet seine Kompositionen als „Songs“; sich die Stücke textiert und mit einem Sänger als viertem im Bunde vorzustellen, fällt nicht schwer. Denn eigentlich sind es klingende Geschichten, die das Trio erzählt, und damit eine breit gefächertes Publikum erreicht und begeistert. Die Themen sind ebenfalls weit gestreut: ein Stadtspaziergang mit kleinen Kindern an der Hand, eine Ballade auf den letzten Eisbären, ein geheimnisvoller Wald, Sonnenauf- und Untergang, der Gang in einer lichtdurchfluteten Allee. Viel Poesie, Romantik, aber auch Melancholie ist darin enthalten - softig aber wird es nicht. Denn allen Stücken gemeinsam ist eine Tonsprache, die auf (leise) Eindringlichkeit statt auf plakative Wirkung setzt und nicht nur wohligen Hörkonsum, sondern Nachdenklichkeit hervorruft. Brandqvist bekennt sich zu einer Melodiosität, die sich unter anderem aus dem Folk seiner skandinavischen Heimat speist, Pianist Turunen lässt dazu auch mal ein bisschen Bach durchschimmern. Das zweite Standbein des Trios ist die Freude und das (experimentelle) Interesse an reinen Klängen, deren Beziehung untereinander und Wirkung aufeinander. Dazu zählen verschiedene Spielweisen wie Pizzicati, Flageolett oder gestrichene Töne vom Kontrabass oder am Rand angeschlagene Becken. Und da es nur selten richtig laut wurde, hatte man ausgiebig Gelegenheit, diesem akustischen „Rausch“ und den so einfühlsam entworfenen Bildern zu folgen. Eigentlich hieß es zum Bedauern des Publikums irgendwann „our last song“; weil aber so vehement und lautstark darum gebeten wurde, spielten die Musiker noch zwei Zugaben.

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